Die Seifenherstellung – Schritt für Schritt
Seifenherstellung ist faszinierend und erfordert Geduld sowie sorgfältige Vorbereitung. In diesem Artikel führe ich Dich durch den Prozess im sogenannten Kaltsiedeverfahren (Cold Process, kurz CP).
Vorbereitung und Materialien
Für die Herstellung einer Seife solltest Du etwa 2 bis 3 Stunden einplanen – inklusive Vorbereitung und Aufräumen.
1. Wasser abmessen:
Das destillierte Wasser wird in einem großen Messbecher oder Edelstahlbehälter genau abgewogen. Vorab sollte es gekühlt werden, da sich die Lauge beim Anrühren stark erhitzt.
Tipp: Friere etwa die Hälfte des destillierten Wassers, das du für die Lauge benötigst, einige Stunden vorher ein. Rühre die Lauge dann zur Hälfte mit Eiswürfeln und zur Hälfte mit destilliertem Wasser an.
Ab jetzt solltest du deine Schutzbrille und deine Handschuhe anziehen!
2. NaOH abwiegen:
Das Natriumhydroxid wird präzise abgewogen.
3. Lauge anrühren:
Das NaOH wird langsam und unter ständigem Rühren ins Wasser gegeben – niemals umgekehrt! Es entsteht Hitze und möglicherweise Dämpfe, die nicht eingeatmet werden sollten. Idealerweise rührst du die Lauge im Waschbecken an.
Tipp: Ein Eiswasserbad/Wasserbad beschleunigt den Abkühlprozess, ist aber nicht zwingend notwendig.
4. Vorbereitung der Fette und Öle
Feste Fette schmelzen:
Die festen Fette werden im Topf auf kleiner Flamme geschmolzen.
Flüssige Öle hinzufügen:
Die flüssigen Öle werden separat abgewogen und anschließend zu den geschmolzenen Fetten gegeben. Danach wird die Mischung in einen großen Messbecher umgefüllt.
Emulgieren von Fetten und Lauge
Temperatur überprüfen:
Sowohl die Fette/Öle als auch die Lauge sollten auf etwa 30–35 Grad heruntergekühlt sein.
Lauge einrühren:
Die Lauge wird vorsichtig durch ein kleines Sieb zu den Fetten/Ölen hinzugegeben, um eventuell vorhandene ungelöste Kristalle zu filtern. Danach wird das Gemisch mit einem Schneebesen umgerührt.
Pürieren:
Der Pürierstab wird schräg eingetaucht, dann aufrecht gestellt und abwechselnd püriert und gerührt. Dies geschieht so lange, bis das Gemisch emulgiert und eine cremige, homogene Konsistenz entsteht.
Färben und Beduften
Farbe einrühren:
Farbpigmente werden in einem Schluck Öl angerührt oder direkt in den Seifenleim eingearbeitet. Dies kann vor oder nach dem Erreichen der richtigen Konsistenz erfolgen.
Duft hinzufügen:
Der Duft wird gründlich von Hand untergerührt. Bei problematischen Düften, die den Seifenleim schnell andicken lassen, sollte man besonders vorsichtig vorgehen.
Abfüllen und Isolieren
Formen vorbereiten:
Die Seife wird in Formen gegossen und zur Vermeidung von Luftblasen vorsichtig auf die Arbeitsfläche geklopft.
Abdecken und Isolieren:
Die Formen werden mit Frischhaltefolie abgedeckt und in Handtücher oder Decken eingewickelt, um den Verseifungsprozess bzw. die Gelphase zu fördern. Seifen mit hitzeempfindlichen Zusätzen (z.B. Honig, Milch) sollten nicht isoliert werden, um Überhitzung zu vermeiden.
Ruhephase:
Die Seife ruht 1–3 Tage an einem warmen Ort.
Der Verseifungsprozess
In den folgenden 24–48 Stunden durchläuft die Seife den chemischen Prozess der Verseifung. Dabei kann es zu einer Gelphase kommen, in der die Seife von innen heraus erwärmt und wieder abkühlt. Diese Phase verstärkt oft Farben und Härte der Seife, ist aber nicht zwingend erforderlich.
Reifezeit
Nach der Ruhephase wird die Seife aus den Formen gelöst und in Stücke geschnitten. Anschließend reift sie für mindestens 4–6 Wochen, um ihren pH-Wert zu stabilisieren und vollständig auszuhärten. Geduld ist hier gefragt, aber das Ergebnis lohnt sich!
Fazit
Seifensieden ist eine wunderbare Mischung aus Wissenschaft und Kreativität. Mit etwas Übung entwickelst du ein Gefühl für die einzelnen Schritte und kannst deine Rezepte individuell anpassen. Viel Spaß beim Experimentieren!